Kunsttherapie ist eine Form der therapeutischen Arbeit, bei der kreative Ausdrucksmittel wie Malen, Zeichnen, Modellieren oder Schreiben eingesetzt werden, um emotionale, psychische und soziale Prozesse zu unterstützen. Sie basiert auf der Annahme, dass der kreative Ausdruck eine einzigartige Möglichkeit bietet, Gefühle, Gedanken und Erfahrungen auszudrücken und zu verarbeiten.

Die Wirkung der Kunsttherapie beruht auf verschiedenen Faktoren, die den therapeutischen Prozess unterstützen. Laut den Forschern Sabine C. Koch und Thomas Martin (2017) lassen sich die Wirkfaktoren der künstlerischen Therapien in fünf übergreifende Bereiche zusammenfassen:

Hedonismus: Kunsttherapie wird als Spiel und zur Lust am kreativen Ausdruck erlebt.

Ästhetik: Kunsttherapie ermöglicht einen authentischen Ausdruck und erzeugt ästhetische Erfahrungen und Schönheit.

(Nonverbale) Bedeutungsgestaltung: Kunsttherapie dient dem Symbolisieren und Kommunizieren von Erfahrungen, um gesehen und verstanden zu werden.

Übergangsraum: Kunsttherapie bietet einen geschützten Raum, um schwierige Übergänge zu bewältigen und Abschlüsse zu finden.

⋅ Generativität, Produktivität/Gestaltung/Kreation/Schöpfung: Kunsttherapie stärkt die Resilienz und die Selbstwirksamkeit, ermöglicht das Erschaffen und Hinterlassen von etwas Neuen.

Diese Wirkfaktoren wurden durch Clusteranalysen von Koch und Martin (2017) ermittelt und liefern eine Grundlage für das Verständnis der Wirkung der Kunsttherapie.

 

Asemic Writing in der Kunsttherapie:

Entdecke deine Metaphern auf dem Weg der Selbsterkenntnis


Asemic Writing
fasziniert mich zutiefst, denn es ist mehr als nur ein künstlerisches Medium. Es definiert sich durch die künstlerische Praxis, bei der Buchstaben und Symbole in einer Art und Weise miteinander kombiniert werden, die keine klare Bedeutung oder Lesbarkeit ergibt. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Visuellen, Ästhetischen und Emotionalem. Die Interpretation bleibt bewusst offen und individuell, ohne festgelegte Semantik.

In meiner Rolle als Kunsttherapeut nutze ich Asemic Writing als ein Medium, um dich auf einer inneren Reise zu begleiten, um deine individuellen Metaphern zu entdecken. Wir nutzen verschiedene Ansätze, um die entstandenen Werke zu verstehen und in einen offenen Dialog einzutreten:

• Fragetechniken und Reflexion: Ein Schlüsselaspekt liegt in der Betrachtung der Linien, Abstände, Weißräume und des Duktus im Asemic Writing. Ich ermutige dich, über deine Materialwahl, den Anwendungsbereich und die Bewegungen nachzudenken. Fragen wie "Wie hast du die Feder verwendet, um diese Linien zu erzeugen?" oder "Warum hast du bestimmte Abstände zwischen den Linien gewählt?" erlauben eine tiefere Reflexion über deinen kreativen Prozess.

• Gestalttherapieansatz: Wir betrachten dein Kunstwerk als eine lebendige Szene, unabhängig davon, ob wir uns im digitalen Raum oder vor Ort befinden. Ich lade dich ein, die verschiedenen Elemente deines Werks zu personifizieren und in einen Dialog mit ihnen zu treten. "Wenn diese Linien sprechen könnten, was würden sie sagen?" oder "Wie würdest du die Beziehung zwischen diesen beiden Elementen beschreiben?" sind Fragen, die dich ermutigen sollen, tiefer in dein Bild einzutauchen.

• Psychodynamische Ansätze: Uns interessieren besonders die Materialwahl und dein kreativer Prozess. Ich ermutige dich, darüber nachzudenken, welche Gefühle oder Erinnerungen diese Materialien in dir auslösen. Insbesondere bei Asemic Writing, wo die Bedeutung nicht festgelegt ist, können Fragen wie "Gibt es etwas in deinem Unterbewusstsein, das durch diese Linien und Muster zum Ausdruck kommt?" deine Interpretation unterstützen.

• Kunsttherapie-Modelle: Hier können wir dein Bild anhand verschiedener Kunsttherapie-Modelle analysieren, um eine strukturierte Betrachtung zu ermöglichen. Wir nutzen die verschiedenen Modelle, um deine Kunstwerke in einem reichhaltigen Rahmen zu verstehen und zu interpretieren.

Die Auswertung in unserer gemeinsamen Praxis könnte eine Betrachtung deines Kunstwerks vor Ort oder über digitale Plattformen umfassen, bei der du die Bedeutung und den Schaffensprozess teilst. Durch das Teilen von Gedanken, Emotionen und Erlebnissen während des kreativen Prozesses entsteht eine gemeinsame Verbindung und die Reflexion über dein Werk wird vertieft.

Die Betrachtung von Asemic Writing als Metapher wird durch Fragen gefördert, die dich ermutigen, die metaphorische Bedeutung deiner Linien, Abstände und Muster zu erkunden. Beispielsweise: "Wenn dein Kunstwerk eine Botschaft oder Metapher für deine aktuelle Lebenssituation wäre, was würde es ausdrücken?"

Ein faszinierender Aspekt dieser Form der Arbeit ist ihr seismografischer Charakter. Ähnlich wie bei unserer Handschrift spiegeln die Linien, Abstände und Muster im Asemic Writing oft unsere tiefsten Emotionen, Sehnsüchte und Ängste wider. Hier zeigt sich unsere Essenz in einer beinahe rohen Form, eine authentische Darstellung von Gefühlen und Gedanken, die durch dieses kreative Medium freigesetzt werden. Es ermöglicht eine tiefgreifende Selbsterkenntnis und fördert die Offenlegung von Emotionen, die allein in Worten schwer auszudrücken sind.

In dieser kreativen Reise ist es für mich entscheidend, einen sicheren und unterstützenden Raum zu schaffen, in dem du frei über deine Werke sprechen und dich mit den Aspekten deines kreativen Ausdrucks auseinandersetzen kannst - sei es in einem physischen Raum oder in der digitalen Welt.