
Künstlerische Positionierung
Meine Arbeit verbindet Kalligrafie, Bewegung, Raum und Zeit. Schrift ist hier nicht nur Zeichen, sondern Geste, ein physischer Ausdruck von Präsenz und Emotion. Schreiben geschieht als Spur im Moment, nicht als festgelegte Form, sondern als unmittelbare Energie, die durch den Körper fließt.
Ich arbeite mit selbstgebauten Performance-Pinseln, traditionellen Bandzugfedern und Naturmaterialien, die jeweils eine eigene Qualität in den Ausdruck bringen. Die rohe Struktur eines handgefertigten Pinsels erzeugt eine ganz andere Dynamik als die Präzision einer Metallfeder. Besonders inspiriert mich der Xieyi-Ansatz („Schreiben der Idee“) der chinesischen Kunst, bei dem das Wesentliche eines Ausdrucks in freien, lebendigen Strichen erfasst wird. Dies verbindet sich mit Asemic Writing, wo die Geste Vorrang vor der Lesbarkeit hat – eine Kalligrafie jenseits von Sprache.
In meiner Arbeit fließen Einflüsse aus verschiedenen spirituellen und künstlerischen Quellen zusammen. Die Prinzipien des Zen und des Taoismus prägen meine Auseinandersetzung mit Bewegung und dem Loslassen im Moment. Christliche Mystik fügt eine Dimension der inneren Wandlung und der Spur als Zeichen des spirituellen Prozesses hinzu. Künstler wie Pokras Lampas, Pierre Soulages und Yōji Shinkawa haben mir gezeigt, wie kraftvolle Ausdrucksformen entstehen, wenn man mit Linien und Zeichen eine Verbindung zur körperlichen Bewegung herstellt und den Raum für die Kreativität öffnet.
Diese Einflüsse prägen nicht nur meine Technik, sondern auch die Art und Weise, wie ich den Prozess des Schaffens verstehe: als eine lebendige Kommunikation zwischen Körper, Werkzeug und Raum, die sich durch den Moment entfaltet und immer wieder neu interpretiert wird.