
Meine Geschichte
Diese Geschichte widme ich all den Leuten, die momentan weit unten sind, die von wo ich auch gestartet bin. Wenn ich eins gelernt habe, dann dass man alles schaffen kann, wenn man den eisernen Glauben daran hat, dass man es schaffen kann.
Mein Weg begann mit der Rückversetzung von der Realschule auf die Hauptschule. Zu dieser Zeit war ich bereits ein Scheidungskind und mein leiblicher Vater war verstorben. Der Kontakt zu Freunden von der Realschule wurde weniger. Schnell merkte ich, dass ich von Lehrern in eine Schublade gesteckt wurde, aus der man schwer herauskommt: der sogenannte Golem Effekt. Es handelt sich dabei um eine Form der selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn ein Lehrer also beispielsweise einem Schüler stets suggeriert, dass er unfähig ist, wird besagter Schüler die damit verbundenen Eigenschaften annehmen – um die Erwartungshaltung des Lehrers zu bestätigen. Diesen Schuh wollte ich mir aber nicht anziehen.. Mir das nehmen lassen, was ich gerne machen möchte, das wollte ich schon gar nicht. Bis ich dieses Mindset dann auch tatsächlich gelebt habe, dauerte es aber noch etwas. Zu dieser Zeit begann ich damit, Songtexte zu schreiben. Rap-Texte, die innere Prozesse nach außen trugen, empfand ich in meiner Situation als sehr heilsam und Raum gebend.
So verließ ich die Schule lieber vorerst nur mit einem Hauptschulabschluss, aber dafür so schnell als möglich, um dem Golem-Effekt zu entkommen.
Ich wechselte auf eine Berufsschule, um mich neu zu orientieren. Ein Reset. Die Möglichkeit, mich noch mal neu vorzustellen, um mich von meiner besten Seite zu zeigen. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht wichtig, welche Inhalte diese Schule vermittelte. Ich wusste nur, dass ich weiter aufsteigen und einen besseren Abschluss erreichen wollte. Schnell merkte ich, dass ich mir das Fach Wirtschaft nicht zusagte. Dennoch erreichte ich mein Ziel. Den Realschulabschluss.
Wie vom Schicksal gelenkt, traf ich an einem sonnigen Tag im Park auf einen Freund, den ich noch aus meiner Kindheit kannte. Er erzählte mir, dass man mit einem Realschulabschluss ein Fachabi, und damit die Fachhochschulreife bekommen könne. Über diese Information war ich sehr dankbar. Meine Gedanken und Visionen waren dadurch auf Hochtouren. Ich traute es mich kaum, das zu glauben. Ich und Fachabi? In der Hauptschule hatte man Leute, die das Abitur machen wollten, in die Streber Schublade gesteckt. Darüber vergisst man vollkommen, wozu man eigentlich fähig ist.
Fachabi Gestaltung
Klang ziemlich gut. Und danach vielleicht noch studieren? Ich hatte großen Respekt vor intellektuellen Menschen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich in jeder Unterhaltung oft nicht viel zu sagen gehabt. So erreichte meine Sozialphobie ihren höchsten Stand. Von nun an musste ich lernen, mich intellektuell auszudrücken, mich anders anzuziehen, eine andere Körpersprache an den Tag zu legen.
Alles aus Angst, wieder in einer Schublade zu landen. Dadurch wollte ich niemandem zeigen, wie ich wirklich bin. Dies machte mich depressiv und ich bekam Panikattacken und Angstsymptome. Nie zuvor war ich so tief im Tal, und war noch der Himmel so zum Greifen nah!.
Los ging es zur Fachoberschule Gestaltung, meine Ressourcen und Potenziale entdecken und aufblühen lassen. Dort lernte ich Elke Kolle und Torsten Kolle kennen.
Durch Elke lernte ich neue Möglichkeiten, mich künstlerisch auszudrücken. Das war etwas sehr Wertvolles. Torsten brachte mich der Kalligrafie näher. Ich war sehr fasziniert davon. Das Schreiben von Texten war eine logische Ergänzung.
Die experimentelle Kalligrafie gab mir sogar die Möglichkeit, ohne Worte Emotionen auf dem Papier sichtbar zu machen. Während dieser Zeit hatte ich aber noch viel mit Angst zu kämpfen. Denn wenn ich die Fachoberschule nicht schaffen würde, hätte sich das Studium auch erledigt. Aber das wollte ich unbedingt erreichen. Und so kam es auch.
Ich wurde angenommen und studierte visuelle Kommunikation.
Während des Studiums habe ich eine sportliche Leidenschaft aus der Jugend wiederbeleben können. Calisthenics (griechisch: καλός, kalos „schön“, „gut“ und σθένος, sthenos „Kraft“) ist ein international gebräuchlicher Kulturbegriff, welcher Eigengewichtsübungen integriert. Oder einfach ausgedrückt, Sport mit dem eigenen Körpergewicht. Dabei gibt es Progressionen, die sich unbegrenzt steigern lassen. Ich war sehr fit und so kam es, dass ich den Leiter der Sportabteilung kennenlernte: Mathias Steiln. Nach einem Gespräch mit Mathias wurde es dann wahr!.
Ich wurde Trainer für den Calisthenics-Kurs
An der Technischen Universität in Braunschweig. Für meinen eigenen Kurs wurden Themen wie Motivation, Kursplanung, der Blick für das große Ganze und die Fähigkeit, andere für etwas zu entzünden, wichtige Begleiter. Anfeuern, inspirieren aber auch die Anamnese und der achtsame Umgang bei der Durchführung von Übungen waren wichtig. Ich machte zudem noch eine Schulung als Uni Fitnesstrainer und Uni Sport allround Trainer an der TU um mein autodidaktisch angeeignetes Wissen zu festigen. Wichtige Erfahrungen für meinen weiteren Werdegang. Denn dies öffnete mir die Tür an der Fachoberschule Gestaltung für zwei Monate als Sportlehrer einzuspringen und Schülern das Tabata Training nahezubringen. Ein funktionales Training, was den Ausübenden dazu befähigt mithilfe von Tabatha Musik ein eigenes Training durchzuführen.
Für meine Bachelorarbeit schuf ich das Projekt „Seismograf“
Eine Bachelorarbeit, die sehr kunsttherapeutische Anteile in sich trug. Ihr könnt sie in meiner Galerie anschauen. Während des Studiums hielt ich noch Kontakt mit Elke Kolle und Torsten Kolle. Ich machte bei beiden ein Praktikum, um für mich herauszufinden, ob Kunstlehrer oder die Selbstständigkeit mit Kalligrafie der richtige Weg für mich sein könnte. Nach einem Praktikum in einer Suchtklinik fand ich heraus, dass Kunsttherapie der einzig richtige Weg für mich ist. Dort kam ich mit Übungen wie Imagination, Sporttherapie, intuitivem Bogenschießen, Arbeiten mit Ton und Speckstein in Berührung. Im Februar 2021 wurde ich für den Studiengang Kunsttherapie angenommen.
Für meine Masterarbeit schuf ich das Projekt „Salvia“.
Der Begriff Salvia steht für Salbei, er nimmt Bezug zur Pflanzenwelt. Während des Studiums entwickelte ich die experimentelle Kalligrafie mithilfe von asemic writing in eine naturverbundene Richtung. Dafür realisierte ich in der Kunstschule Paula, in Worpswede mein Masterprojekt. Dabei spielte das Arbeiten mit Naturmaterialien und das Bauen von eigen Schreibwerkzeugen eine zentrale Rolle. Für dieses Projekt untersuchte ich die Flow-Momente im asemic writing und machte dabei neue Erkenntnisse im Umgang und der Vermittlung von meiner Arbeit, welche im Bachelorstudium bereits ihren Anfang gefunden hat. Das Studium beendete ich erfolgreich im März 2023.
Aus heutiger Sicht
Sehe ich die Erfahrungen, die ich damals gemacht habe, als etwas Wertvolles an und schöpfe von ihnen. Durch meine Erfahrungen bin ich dazu in der Lage mich in meine Klienten hineinzufühlen und mit verschiedenen Ansätzen zur Seite zu stehen. Ich habe viel gelernt und bin bereit, noch viel mehr zu lernen. Ich liebe es, mich mit der Natur und Spiritualität zu befassen. Ebenso mit Journaling und asemic writing.
Die innere Ruhe
Geht im Leben oft verloren, ebenso wie das Gehör für die innere Stimme. Der achtsame Umgang mit sich, sowie die Zuwendung zur inneren Stimme kann ein Gefühl von Frieden auslösen. Die Kunst bietet dafür Medien in verschiedensten Formen, die zur Transformation von Emotionen und Regulierung von inneren Prozessen dienen können. Die Natur kann dies mit ihren Ressourcen noch verstärken. Der Aufenthalt im Wald ist heilsam. Neben dem weiten Entwickeln meiner Kunst, liebe ich es, anderen Menschen Methoden und Tools nahezubringen, die ihnen bei dieser Regulierung helfen können. Kreativworkshops, Retreats, 1:1 Wegbegleitung und Hochsensibilität sind begeisternde Themen, welche ich noch weiter vertiefen möchte.
Patrik Ziolkowski